Neue Innovationen mit LegalTech & RegTech

Die Terminologie

LegalTech

Das Spannungsfeld zwischen generell-abstrakten Gesetzen/Regulierungen und individuell-konkreten Lebenssachverhalten bedingt sehr oft Einzelfallbetrachtungen und individuelle Interpretationen. Dennoch gibt es in der juristischen Tätigkeit repetitive und standardisierte Arbeiten (wie bspw. HR-Anmeldungen oder ähnliche Standarddokumente, diverse Kundenverträge), die in der Summe einen beträchtlichen Aufwand verursachen können.

Der Begriff LegalTech steht für die Verschmelzung von Recht und Technologie und hat zum Ziel, juristische Arbeiten wo möglich zu automatisieren und damit im Sinne einer Effizienzsteigerung den Zeitaufwand und die Kosten bestimmter juristischer Arbeiten zu minimieren. Darüber hinaus bietet LegalTech Lösungen, mithilfe deren man effizient juristische Arbeitseinsätze vermitteln kann.

RegTech

RegTech steht als Sammelbegriff für Innovationen und moderne Technologien im Regulierungsumfeld, insbesondere der Banken- und Finanzmarktregulierung.

Spätestens seit der Finanzkrise 2008 steht die Finanzbranche einer Regulierungsflut gegenüber. Die Sichtung, Beurteilung, Implementierung und Kontrolle der neuen Vorschriften bedeuten für die Finanzinstitute einen hohen Zeit- und Kostenaufwand. Die neuen Vorschriften (wie zum Beispiel erhöhte Reportingpflichten der Finanzinstitute) stellen aber auch die Behörden vor Herausforderungen, da dadurch ebenso Kommunikationsbedarf und Aufsichtsumfang steigen.

RegTech dient vor diesem Hintergrund der von innovativen Technologien gestützten effektiveren und effizienteren Abbildung, Erfüllung und Dokumentation regulatorischer und aufsichtsrechtlicher Pflichten sowie der vereinfachten und direkten Kommunikation mit den Behörden. Dabei sollen die Bereiche Compliance und Risikomanagement durch ebendiese Technologie intelligent unterstützt und deren Prozesse optimiert werden.

Nota bene: Wie gesehen, gibt es zurzeit keine scharfe Umschreibung der beiden Begriffe, weshalb sich deren Inhalte durchaus überschneiden können. Bisher konnte sich noch keine einheitliche Terminologie durchsetzen.

Anwendungsbereiche

Wenngleich die Begriffe LegalTech und RegTech in aller Munde sind, stellt sich die Frage nach deren konkreten Anwendungsfeldern und dem Potential für Effizienzsteigerungen.

Beispiele für LegalTech-Anwendungen:

  • Vermittlung von Arbeitseinsätzen («Lawyers on Demand»-Lösungen)
  • Vertragszyklusmanagement (Vertragsautomatisierung, -ausarbeitung, -verhandlung, -zusammenarbeit, -verwaltung und -erneuerung)
  • «Legal Chatbots»: Damit wird die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden wesentlich vereinfacht – jedoch handelt es sich hierbei nicht um einen Ersatz für echte Rechtsberatung
  • Intelligente Dokumentverwaltung und Dokumentanalyse-Tools

Beispiele für RegTech-Anwendungen:

  • Onboarding von Neukunden über digitale Kanäle sowie die automatisierte Formalitätenprüfung der Dokumente (bspw. das automatische Herauslesen der ID-/Pass-Daten)
  • «Machine Learning» im Bereich GwG-Transaktionsmonitoring
  • Prüfung internationaler Geschäftskunden durch einen automatisierten Zugriff auf internationale Handelsregisterdaten und -dokumente sowie Echtzeitprüfungen von PEPs
  • Identifikation und Prüfung der wirtschaftlich Berechtigten mittels «Artificial Intelligence»-Lösungen
  • Dynamische und individualisierte Erstellung von Kundenverträgen im Rahmen des Onboarding-Prozesses
  • Datenaggregation von Risikoinformationen im Rahmen des Eigenmittel- und Liquiditätsreportings
  • Modellsimulationen und Szenarioanalysen bei Stresstests
  • Automatisierte Echtzeit-Überwachung und Auswertung von Transaktionen zur Erkennung von Geldwäschereirisiken
  • Automatisierte Auswertung von Daten, die zur Aufdeckung von marktmissbräuchlichen Verhaltensweisen im Effektenhandel oder zur Überprüfung, ob Verhaltensregeln gegenüber Kunden eingehalten wurden, dienen
  • Automatisierte Applikationen im Bereich der Handelsüberwachung, namentlich etwa zur Sicherstellung von Best Execution oder zur Einhaltung von Risikoparametern im Handel

Werden diese technischen Hilfsmittel die persönliche, menschliche Interaktion je ersetzen? Nein, denn es bedarf einer Verknüpfung von Technologie mit menschlichen Beurteilungen bzw. emotionaler Intelligenz. Dementsprechend ist es vielmehr eine Symbiose, bei welcher der Mensch nicht ersetzt wird, sondern sich auf die intellektuell spannenderen Tätigkeiten konzentrieren kann.

11.03.2021




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