Verschärfte Kontrollen der Regulatoren
Nach dem ursprünglichen Konzept waren Transaktionen mit digitalen Assets und deren Speicherung in der Blockchain anonym. Mit der weltweit fortschreitenden Anti-Geldwäsche-Regulierung wandeln sich digitale Assets jedoch zunehmend zu einem klassischen Finanzmarkt. In vielen Ländern sind die Diensteanbieter heute durch Regulierungsvorschriften gezwungen, die Identität von Kunden und deren Assets komplett offenzulegen.
Weiterhin offen ist die Frage, ob man in Zukunft virtuelle Währungen anonym halten kann. Behörden in aller Welt fordern Transparenz für die Transaktionen durch zugelassene Akteure. Sie warnen seit Langem vor den Risiken illegaler Finanzaktivitäten wie Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung, die aus privaten Wallets für digitale Assets gespeist werden. Laut dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der FATF sind die Risiken privater Wallets für digitale Assets im Vergleich zu traditionellen Finanzkanälen bislang überschaubar. Gleichwohl mahnt die Task Force die globalen Behörden zur genauen Beobachtung der Lage und rät, bei steigendem Risiko unverzüglich Restriktionen zu verhängen. Als mögliche Massnahmen nennt die FATF Transaktionslimiten für unhosted bzw. private Wallets, Einschränkungen bei den Transaktionen regulierter Finanzinstitutionen mit diesen Wallets oder die Unterbindung von Neuzulassungen bis hin zum kompletten Verbot solcher Plattformen.
Ungewisse Zukunft von privaten bzw. unhosted Wallets
Es ist wichtig zu wissen, dass Anbieter privater Wallets auf globaler Ebene bis heute in keiner Weise reguliert sind. Da sie weder Zugriff auf Kundendaten haben noch über den Plattformentwickler Einfluss nehmen können, besteht für sie keine Möglichkeit, Transaktionen durchzuführen oder die Assets im Namen Dritter zu veräussern. Die Kunden dieser Provider sind ähnlich wie Eigentümer einer physischen Geldbörse oder eines klassischen Bankschliessfachs. Es ist die freie Entscheidung der Kunden, wie und wann sie ihre virtuellen Assets abstossen, und sie haben per Internet von überall auf der Welt Zugriff auf ihre privaten Wallets.
Die Hauptsorge der Regulatoren ist die schnelle Entstehung dezentralisierter Netzwerke und neuer Technologien mit Smartphone-basierten Diensten, die Notenbanken und die zwischenstaatliche bzw. grenzüberschreitende Regulierung umgehen. Die Behörden sind sich im Klaren, dass sie im Zweifelsfall keinen Zugriff auf diese Netzwerke haben, wenn es zu kriminellen Handlungen kommt.
Grenzen der Anonymität
Die Anonymität der Wallet-Nutzer ist nur so lange gegeben, wie diese in der Blockchain-Umgebung der virtuellen Währungen bleiben. Hier können sie ihre virtuellen Coins beliebig zwischen Wallets übertragen, ohne ihre Identität preiszugeben. In der Realwirtschaft haben sich virtuelle Währungen aber bekanntermassen noch nicht voll durchgesetzt. Um virtuelles Geld dem Konsum zuzuführen, müssen virtuelle Coin-Halter ihre Mittel früher oder später in lokale Währungen umtauschen und sich zu diesem Zweck an einen regulierten Intermediär wenden. An diesem Punkt endet die Anonymität. Wie oben beschrieben, haben die meisten Behörden im Zuge der FATF-Vorschriften eine vollständige Kundenidentifikation und Transaktionsüberwachung implementiert. Deshalb stellt sich die Frage, ob der Regulierer private Wallet-Halter überhaupt mit Restriktionen belegen muss – denn jeder Kunde kehrt irgendwann in den Regulierungsrahmen zurück und wird spätestens dann den klassischen KYC-Regeln unterworfen.
Ausgleich zwischen Entwicklung des DeFi-Sektors und Regulierung
Angesichts relativ unbeweglicher traditioneller Marktakteure liegen die Möglichkeiten und Vorteile der neuen Blockchain-Technologien auf der Hand. Die Blockchain kann die bisherige Ordnung der physischen Welt aus den Angeln heben. Sie kann die Architektur des Finanzsektors umwälzen und den Stellenwert des Internets auf eine neue Stufe bringen. Bezüglich Transparenz und Effizienz profitieren vor allem die Regulatoren selbst von diesen neuen Möglichkeiten. Unhosted bzw. private Wallets sind ein Nebenprodukt der neu aufgekommenen digitalen Assets. Sie werden von Dritten als private Key-Storage-Services für die Allgemeinheit entwickelt. Eine Restriktion oder Limitierung dieses Prozesses könnte die Verbreitung der Technologie selbst behindern – nicht aber illegale Finanzaktivitäten.
Im Fazit ist die Frage der richtigen Behandlung von unhosted Wallets nicht eindeutig zu beantworten. Sie erfordert eine enge Abstimmung zwischen Regulatoren, Entwicklern und dem Privatsektor. Deshalb sollten wegweisende Entscheidungen für die Zukunft des DeFi-Sektors erst nach vollständiger Durchleuchtung aller Zusammenhänge getroffen werden.