Gesellschaft & Politik – «Green Recovery», S und G
In den letzten Monaten wurde das globale Bewusstsein für Themen aus den Bereichen Umwelt (E), Soziales (S) und Unternehmensführung (G) durch die Auswirkungen der Pandemie gestärkt. Trotz Social Distancing sind bei Nachhaltigkeitsthemen alle etwas näher zusammengerückt, da man als «Global Community» unerwartete Erfahrungswerte teilt. Politik und Wissenschaft fordern pandemiebedingte Massnahmen und Nachhaltigkeitsziele sind zu alignieren. Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds sprechen sich für «Green Recovery»-Pläne aus und die Agenda 2030 mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) wird global verstärkt diskutiert. Integrative, nachhaltige Volkswirtschaften, die resistenter gegen Pandemien, Klimawandel und andere globale Herausforderungen sein sollen. Aktuelle Management-Lohnkürzungen oder der Umgang mit Mitarbeitenden (z.B. Massenentlassungen) lenken die Aufmerksamkeit der Investoren vermehrt auf die Themen G und S. Vor der Krise lag der Fokus auf dem E.
Markt – Kapitalzuflüsse und Performance
Der Trend zur Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in den Zahlen. Trotz erschwerten Marktbedingungen besteht Interesse an nachhaltigen Fonds. Europa ist dabei mit über 30 Mrd. USD Kapitalneuzuflüssen im Q1 2020 global führend, gefolgt von den USA mit Kapitalneuzuflüssen von rund 10 Mrd. USD. Auch wurden in dieser Zeit global über 100 neue nachhaltige Fonds geschaffen. In Berichten wurde die Performance nachhaltiger Anlagen mit nicht-nachhaltigen Benchmarks verglichen und es konnte sowohl bei Fonds als auch bei Aktienindizes aufgezeigt werden, dass nachhaltige Investitionen mithalten oder sogar bessere Ergebnisse erzielen. Dies deutet darauf hin, dass Investoren nachhaltiger Anlagen wertorientiert und langfristig anlegen und bereit sind, auch in schwierigen Zeiten auszuharren.
Schweiz – aktuelle Entwicklungen
Die Schweiz erhöht ihre Visibilität. Das entwickelte Indikatorensystem MONET 2030 visualisiert die nachhaltige Entwicklung und die erzielten Fortschritte in der Umsetzung. Die Mehrheit dieser Indikatoren (57%) entwickelt sich positiv im Sinne der Zielsetzungen. Ordnet man die Schlüsselindikatoren den SDGs zu, ist die Entwicklung bei 10 der 17 SDGs positiv. 3 SDGs (Armut, Konsum & Produktion und Leben an Land) sind nicht auf Kurs, die Entwicklung ist negativ.
Im Frühjahr ist die Schweiz der Internationalen Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen (IPSF) beigetreten und von der Schweizerischen Bankiervereinigung wurde kürzlich ein neues Positionspapier zu «Sustainable Finance» samt Leitfaden für ESG-Kriterien im Beratungsprozess publiziert. Finanzdienstleister können neu ihre Portfolios Klimaverträglichkeitstests unterziehen.
Call to action – jetzt
Die letzten Wochen der Ad-hoc-Führung müssen rückblickend analysiert werden, um basierend darauf wichtige strategische und operative Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Jetzt sind spontan eingeführte Massnahmen in der Nachhaltigkeitsstrategie einzubetten, operative Abläufe im Zusammenhang mit Homeoffice und Digitalisierung zu formalisieren und die Dokumentation und Kommunikation von Nachhaltigkeitsstrategien (Berichterstattung extern und Reporting intern) aufzusetzen oder zu aktualisieren. Mit der adäquaten Umsetzung stärken sich die Unternehmen für die Zukunft.