Der Schweizer Finanzsektor muss sich internationalen Anforderungen, wie sie zum Beispiel aus dem Pariser Klimaabkommen hergeleitet werden, stellen. Um die übergeordneten Klimaziele zu erreichen, ist auch der Beitrag der Finanzinstitute notwendig. Zudem wird am 1. Januar 2026 das neue FINMA-Rundschreiben «Naturbezogene Finanzrisiken» in Kraft treten.
Vor diesem Hintergrund hat der WWF Schweiz gemeinsam mit der INFRAS AG eine Studie zum Umsetzungsstand des Nachhaltigkeitsansatzes der 15 grössten Schweizer Retailbanken durchgeführt. Im Mittelpunkt der Bewertungen des WWF Retailbanken-Ratings 2024 steht das Nachhaltigkeitslevel der Banken in Bezug auf Investitionen und Kreditvergabe. Im Bericht wird die konstruktive Mitarbeit der teilnehmenden Institute hervorgehoben: «Sämtliche Banken haben nicht nur aktiv am Prozess teilgenommen, sondern auch versucht so transparent wie möglich Informationen offenzulegen».
Die Studie
Der WWF definiert Retailgeschäft als standardisiertes Bankgeschäft mit Privathaushalten und Unternehmen, das in erster Linie vereinheitlichte Basisdienstleistungen und -produkte beinhaltet. Dies wurde in die drei strategischen Bereiche «Unternehmensführung», «Sparen, Anlegen & Vorsorgen» sowie «Kredite & Finanzierungen» unterteilt. Den strategischen Bereichen wurden 32 Kriterien in sieben Themenbereichen zugeordnet und zur Beurteilung verwendet. Pro Bank wurden die Kriterien auf einer Bewertungsskala taxiert und diese wiederum in die Einstufungsklassen «Visionär», «Vorreiter», «Verfolger», «Mittelmass» und «Nachzügler» für ein Gesamtrating überführt.
Das Resultat
Von den 15 grössten Retailbanken wird keine als «Vorreiter» oder «Visionär» eingestuft. Im Durchschnitt landet die Branche im «Mittelmass». Vier Banken haben als «Verfolger», neun als «Mittelmass» und zwei als «Nachzügler» abgeschnitten. Dabei schnitten die Banken im Bereich «Kredite & Finanzierungen» im Mittel am schlechtesten ab. Vergleichsweise gut sind die Ergebnisse im Bereich der «Unternehmensführung» für die Kriterien «Risikomanagement» und «Betriebliche Treibhausgasemissionen».
Die Institute arbeiten im Schwerpunkt an Klima- und Energie-nahen Herausforderungen. Dabei werden in allen wesentlichen Bereichen nachhaltige Produkte angeboten, deren Marktanteil jedoch nach wie vor gering ist. Nachholbedarf identifiziert der WWF bei der umfassenden Integration der Biodiversitätsrisiken, der Klima- und Biodiversitätswirkung und der Klima- und Biodiversitätsziele. Die Themen Wasser, Abholzung oder Umweltverschmutzung sind in den Nachhaltigkeitsbestrebungen wenig erkennbar und deutlich untergewichtet.
Wie die Ergebnisse zeigen, weisen die Bewertungen der untersuchten Themenbereiche innerhalb der einzelnen Banken oft eine relativ hohe Konsistenz auf. Diese Beobachtung legt die Vermutung nahe, dass Entscheidungen bezüglich der Nachhaltigkeitsbestrebungen zumeist auf strategischer Ebene getroffen werden. In der Folge scheint die Umsetzung dieser Strategien mit vergleichbarer Intensität über die verschiedenen Unternehmensbereiche hinweg zu erfolgen.
Immerhin: Im Vergleich mit früheren Studien des WWF (2016/2017 und 2020/2021) haben sich die meisten Banken verbessert.
Fazit
Mit der durchschnittlichen Bewertung als «Mittelmass» sind die 15 grössten Schweizer Retailbanken noch weit davon entfernt, ökologisch nachhaltig zu agieren. Gemäss Einschätzung des WWF werden die übergeordneten Klimaziele der Schweiz auch aufgrund des noch geringen Beitrags nachhaltiger Finanzprodukte als gefährdet angesehen. Trotz der bereits unternommenen Anstrengungen bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit ist es für die Branche noch ein weiter Weg, die Herausforderungen der Schweizer Klima- und Biodiversitätsziele zu bewältigen.
WWF: «Nun gilt es, sich an den vielen guten Beispielen zu orientieren.»