Security-Token: Märchenprinz oder Frosch? Teil 1

Im ICO-Hype 2017 und 2018 wurden in der Regel Utility-Token als Finanzierungsform eingesetzt. Den «Investoren» wurde dabei ein bestimmter zukünftiger Nutzen versprochen. Viele dieser Projekte wurden nie verwirklicht. Auch die allermeisten der über tausend lancierten Payment-Token werden nicht zum erhofften «Bitcoin-Traum» führen.

Mit dem «STO» respektive «Security Token Offering» ist ein neues Akronym in aller Munde. Was hat es damit auf sich? Wir zeigen auf, weshalb der STO der Märchenprinz unter den Tokens sein könnte und werden in Teil 2 der Frage nachgehen, welche Kröten dafür geschluckt werden müssen.

Einordnung Security-Token

Security-Token sind vergleichbar mit einem Wertpapier, sind nicht nur ein Versprechen bezüglich zukünftiger Projekte oder Dienstleistungen, sondern sind konkret durch Vermögenswerte gedeckt. Simplifiziert kann gesagt werden, dass STO eine sicherere regulierte Form der Basisvariante ICO sind.

Marktentwicklung und -potential

STO kamen zusammen mit den ICO erstmals 2017 auf. Die zu Beginn dominierenden Utility-Token haben an Bedeutung eingebüsst, während STO stark an Anzahl und Volumen zunehmen. Die Schweiz liegt hinter den USA weltweit an zweiter Stelle bei der Anzahl durchgeführter STO (14) und mit rund USD 100 Mio. aufgenommenem Volumen (Global STO Study by BlockState 6/19).

Gemäss dieser Studie werden

  • 98% aller STO als ERC20-Token auf dem Ethereum-Protokoll herausgegeben;
  • in 75% der Fälle Eigenkapital, bei 15% Assets und bei 10% Fremdkapital tokenisiert;
  • STO vor allem von Unternehmen der folgenden Branchen durchgeführt: 50% Finanzen & Bankwesen, 15% Blockchain, 12% Immobilien und 10% Services.

Der Tokenisation-Markt wird gemäss «Tokenisation Market – Global Forecast» mit jährlichen Wachstumsraten von 22% bis 2023 auf USD 2.7 Mia. ansteigen.

Chancen

Security-Token bieten Investoren attraktive Investitionsmöglichkeiten in Ergänzung zu traditionelleren Anlagen. Dabei können gigantische Beträge bisher schwerfälliger Assets wie beispielsweise Immobilien, Kunst oder immaterielle Werte liquider ausgestaltet und mehr Investoren zugänglich gemacht werden. Auch klassische Anlageklassen und -formen, bei denen manchmal hohe Investitionssummen je Einheit erforderlich waren, können mit der Tokenisierung zerstückelt werden (sogenanntes «Fractionalising»).

Für Gesellschaften, die Kapital aufnehmen wollen, bieten STO eine deutlich raschere und günstigere Alternative zum bisher etablierten Initial Public Offering. Einer der Gründe dafür liegt darin, dass STO aufgrund der technologischen Möglichkeiten und des damit verbundenen Wegfalls von Intermediaries zu tieferen Ausgabe- und Abwicklungskosten lanciert werden können. Eine zusätzliche Erleichterung liegt darin, dass Compliance automatisiert sichergestellt und unveränderbar dokumentiert werden kann, indem mit dem Token verbundene Rechte (beispielsweise Investorenrechte, Eigentum, Stimmrechte, Dividenden) mittels Smart Contracts auf der Blockchain dokumentiert und ausgeführt werden.

Die Hürden der rechtlichen Ausgestaltung der Token sind im Vergleich zu ausländischen Vorschriften tief. Dennoch erfordert die Ausgabe eines STO rechtliches und technisches Fachwissen, das einige Marktteilnehmer abschreckt. Dem Bedürfnis der Einfachheit entsprechend bieten Exchanges sogenannte IEO – Initial Exchange Offering – an, bei denen sie die Abwicklung übernehmen und über Plattformen zusätzlich auch den Zugang zu Investoren vereinfachen.

Zwischenfazit

Security-Token als Finanzierungs- und Anlageform verfügen über viel Potential und bieten Investoren mehr Sicherheit als die erste Generation der ICO. Ob man sich hier als Early Mover, Follower oder Bystander positionieren will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, diese Entwicklungen nicht nur eng zu verfolgen, sondern auch sich aktiv einzubringen und die Möglichkeiten früh zu testen.

02.12.2019




Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

Die von Ihnen angegebenen Daten werden ausschliesslich zum Personalisieren unseres Newsletters verwendet und nicht an Dritte weiter gegeben. Die Angaben sind freiwillig. Zu statistischen Zwecken führen wir ein Link-Tracking durch.